Pfarrei Christkönig
 

Weihrauchbaum und Weihrauchharz

Die Stammpflanzen des Weihrauchharzes sind der arabische Weihrauchbaum Boswellia sacra in Südarabien, Boswellia carterii und Boswellia frereana in Somalia sowie der in den mittleren und nördlichen Teilen Ostindiens vorkommende Salai- oder Saphalbaum, Boswellia serrata. Boswellia-Arten, die zu den tropischen Holzpflanzen zählen, gedeihen vorwiegend in den höhergelegenen Bergregionen um das Rote Meer bei heißem und trockenem Klima in steiniger, mineralreicher Erde. Die Wurzeln der maximal 6 Meter hohen Bäume ragen bis zu 30 Meter tief in die Erde, um dort aus tieferen Bodenschichten Wasser anzapfen zu können. Das beste Harz kam jahrhundertelang aus dem Süden der arabischen Halbinsel, als Weihrauchland gelten deshalb die Provinzen Hadramaut im Jemen und Dhofar im Sultanat Oman. Von dort aus führte die älteste Welthandelsstraße, die 3000 Kilometer lange Weihrauchstraße, bis nach Gaza an die Küste des Mittelmeers.

Wegen seiner Seltenheit war Weihrauch (Olibanum) lange Zeit so kostbar, dass er sogar mit Gold aufgewogen wurde und einen einträglichen Handel mit dem Boswellia-Harz ermöglichte. Erst die jüngere, wechselvolle Geschichte der heutigen Republik Jemen und des Scheichtums Oman mit andauernden Bürgerkriegen und die gewinnbringende Erdölförderung haben bewirkt, dass der Olibanumhandel fast völlig zum Erliegen kam. Die Beduinen nutzen die Weihrauchblätter nun als Ziegen- und Kamelfutter, das Baumholz dient als Brennmaterial. Weltweit führender Lieferant von Weihrauchharz ist heute Somalia.

Die Gewinnung des Baumharzes erfolgt vorwiegend in den Monaten März und April: Dem Baum werden mit einem speziellen Schabemesser nicht zu tiefe Schnitte zugefügt, wobei aus den Harzgängen ein milchiger Saft läuft, der in der Sonne gerinnt. Der geronnenen Saft wird jedoch nach 2-3 Wochen abgekratzt und nicht weiterverwendet. Denn für die eigentliche Harzgewinnung ist ein zweiter Schabevorgang notwendig, weil erst dann der Saft in guter und ausreichender Qualität austritt. Nach 14 Tagen hat sich das Harz an der Sonne schließlich zu durchsichtigen bis braunen Klumpen erhärtet, die von den Arbeitern eingesammelt werden. Nach der Ernte vertragen die Weihrauchklumpen keine Sonne mehr und müssen deshalb bis zum Weitertransport in kühlen, trockenen Höhlen gelagert werden. Ein Baum kann, bei drei bis vier Ernten pro Jahr, zwischen zehn und zwanzig Kilo Harz liefern, nach drei Jahren braucht er dann aber eine mehrjährige Ruhepause.