Prälat Prof.Dr. Franz Ronig war von 1954-1957 Kaplan in Christkönig und lange Jahre Bistumskonservator im Bistum Trier. Sein Artikel aus der Festschrift „50 Jahre Christkönig - 1929 bis 1979" wurde für diese Internetpräsentation mit Abbildungen und weiterführenden Links ergänzt.

Die katholische Pfarrkirche Christkönig zu Saarbrücken

Ein Werk des Architekten Karl Colombo aus Köln

Einordnung des Baustils

Die in den Jahren 1927 bis 1929 erbaute Christkönig-Kirche zu Saarbrücken hat als Bauwerk bis heute noch keine entsprechende Würdigung gefunden. Manch einer wird das damit erklären, daß sie vielleicht noch etwas zu jung sei; aber andere Kirchen, die uns zeitlich noch näher stehen, wurden in der Presse rundgereicht und kommen auch heute noch in jedem einschlägigen Buch vor. Das Fehlen dieser Kirche in der aktuellen Architekturpublizistik und in der Geschichte der neueren Architektur hängt natürlich auch damit zusammen, daß sie weder ein epochemachendes Werk ist, noch daß ihr Architekt Karl Colombo es zu Ruhm und Ehren gebracht hat. Und darüber hinaus ist zu bedenken, daß die stilistische Richtung des sogenannten architektonischen Expressionismus, die in diesem Gebäude zum Ausdruck kommt, im Kirchbau eine relativ kurzlebige Angelegenheit war. Die fast gleichzeitig erbauten Kirchen von Rudolf Schwarz (Aachen, Fronleichnamskirche) und Dominikus Böhm (Köln-Riehl, St. Engelbert) sind damals schon in die Literatur eingegangen, ganz zu schweigen von der weltweit bekannten Nachkriegskirche Le Corbusiers zu Ronchamp. - Aber wie die Kirchen der Neugotik und der Neuromanik des 19. Jahrhunderts erst einmal ,,entdeckt”, erforscht und gewürdigt werden mußten, so geht es auch mit den Kirchen der 1920er Jahre, vor allem denen des Expressionismus. Noch sind diese Gebäude nicht in das Bewußtsein der Kunst- und Architekturhistoriker eingetreten. - Dieser relativ hohe Unbekanntheitsgrad mag auch damit zusammenhängen daß die Kirchen dieser Stilrichtung schon ziemlich früh mit Negativ-Etiketten versehen wurden; man mußte sie quasi links liegen lassen! Diese Negativ-Einstufung ist bis heute noch nicht überwunden Als Beispiel dafür mag die Wertung betrachtet werden, die J. J. Morper 1935 in seinem Buch ,,Katholische Kirchenbauten an der Saar” veröffentlichte. Die Bauten des Expressionismus sind für ihn „unerträgliche Zwittergebilde”. Diese Kirchenarchitektur kann nur als ,,ein warnendes Beispiel” betrachtet werden. Es handelt sich nach Morper um einen „Typus des orthodoxen Konservatismus in moderner Spielform”.

Natürlich hat der Verfasser des zitierten Buches eines richtig gesehen und erkannt: Diese Kirchen, von denen die Saarbrücker Christkönig-Kirche als Beispiel hier vor uns steht, bringen keine Neuentwicklung im Sinne der modernen Architektur in Gang, sind nicht epoche-machend und sind in der Tat in hohem Maße der Kirchbautradition verpflichtet. So finden wir hier das seit dem 4. Jahrhundert immer wieder angewendete „basilikale Schema” als Raumform. Wir finden den durch einen Triumphbogen betonten und gesonderten Chor. Die Disposition von Haupt- und Nebenchören steht in der Tradition, die im frühen Mittelalter, eigentlich schon in der Antike entstand. Die Situierung des Turmes in der Fassade ist eine uralte deutsche Tradi-tion. Und das der Kirche vorgeschaltete Paradies-Atrium läßt sich mit vielen Beispielen bis in die Kirchenarchitektur des 4. Jahrhunderts zurückverfolgen - Beim näheren Hinsehen zeigt sich aber, daß diese der Tradition verdankten Vorstellungen mit der stilistischen Situation des Expressionismus an sich kaum etwas zu tun haben. Es gibt Kirchenräume dieser Stilrichtung, die anderen Dispositionen folgen. Und im Unterschied zur Neugotik des 19. Jahrhunderts kann von einer Stilübernahme aus früheren Epochen nur bedingt die Rede sein; die zugegebenermaßen vorhandenen Anspielungen sind zu gering. - Und so geht ein anderer Autor, Karl Freckmann, in seinem 1931 erschienen Buch ,,Kirchenbau” (Freiburg) einen anderen Weg der Interpretation. Er setzt sich mit der Frage der Modeströmungen auseinander und fordert, daß die Form der kirchlichen Architektur „nur aus dem Mysterium geschöpft werden” kann. So wenig Formen „aus dem Mysterium geschöpft” werden können, so ist dennoch richtig, daß der Kirchenbau - wenigstens der katholische - den sakramentalen Geheimnissen verpflichtet sein muß. Dieses Kriterium wird natürlich für manchen Bau der jüngeren Vergangenheit zum Problem und Anstoß. Und so sieht Freckmann das Verhältnis zur Tradition durchaus positiver. Tradition ist auch bei Freckmann nicht eine Frage des Stiles, aber eine Frage der inhaltlich-geistigen Kontinuitat. In denselben Jahren werden die Gedanken Rudolph Schwarz’ zum Kirchenbau publiziert.

Der Architekt: Carl Kolombo aus Köln

Über den Architekten Karl Colombo ist bis jetzt wenig bekannt geworden. Er wurde am 19. Mai 1875 in Köln geboren; er starb daselbst am 1. Dezember 1943. Sein Sohn und sein Enkel wurden ebenfalls Architekten, so daß die Ateliertradition bis heute weiterbesteht. Sein Leben und seine Werke bedürften einmal der chronologischen Darstellung. Schon 1908(?) erhielt er bei einem Kirchbauwettbewerb in Uerdingen einen vierten Preis. Die von ihm 1928 erbaute Sankt-Barbara-Kirche in Köln-Ossendorf (Neu-Ehrenfeld) war in einer modifizierten Neuromantik gehalten, wurde im letzten Krieg zerstört und nach dem Krieg in modernisierten Formen wieder aufgebaut. Turm und Außenmauern waren stehengeblieben. Eine ähnliche Planung, allerdings in größerem Maßstab, hat Colombo für ein katholisches Missionsgebiet in Afrika realisiert. Zur Dreifaltigkeitskirche in Köln-Poll wurde 1929 der Grundstein gelegt. Auch diese Kirche wurde das Opfer des Krieges, wurde unter Einbeziehung erhaltener Teile im neuen Stil wiederaufgebaut (Karl Band) und inzwischen wieder verändert. In denselben Jahren entwarf Karl Colombo Orgelprospekte für die Sankt-Georgs-Kirche zu Gelsenkirchen und für Sankt Bonifatius in Köln-Nippes - Da die Kölner Kirchen Colombos im Krieg zerstört und nicht wieder in den ursprünglichen Formen aufgebaut wurden, ist die Erhaltung der Saarbrücker Christkönig-Kirche von besonderer Bedeutung.

Die Planungsphase
 

Die Planung der Saarbrücker Christkönig-Kirche erfolgte 1925 im Zusammenhang eines Architektenwettbewerbes (vgl. Blätter der Erinnerung, S. 18). Sechsundfünfzig Architekten hatten ihre Entwürfe eingereicht. Colombos Plan wurde mit einem Preis ausgezeichnet und zur Ausführung bestimmt. Karl Colombo erhielt die künstlerische Oberleitung des Baues; die örtliche Bauleitung lag bei Eichbaum aus Saarbrücken. Baubeginn war am 20. Juli 1927. Die Fundamentierungsarbeiten und die Ausführung des Baues wurden der Firma Hub. Rauwald, Saarbrücken, übertragen. Vorausgegangen waren 1924 die Gründung eines Kirchenbauvereins und die sich zäh und lang hinziehenden Verhandlungen mit der Stadt Saarbrücken über den Erwerb des Bauplatzes. ,,Der Antrag auf Ankauf des Bauplatzes für Kirche und Pfarrhaus wurde im Dezember 1919 bei der Stadtverwaltung Saarbrücken gestellt. Erst in der Stadtverordnetenversammlung vom 6. September 1921 fand man eine Mehrheit, die für den Verkauf des Geländes stimmte, das gerade knapp für den Bau der Kirche und des Pfarrhauses (ohne das heutige Jugendheim und den Kindergarten) reichte. Außerdem war der Kirchengemeinde trotz erheblicher Einwände die Auflage gemacht worden, das Pfarrhaus so schmal und so hoch zu bauen (wie es dann auch geworden ist). Die Stadt hatte beabsichtigt, im Anschluß an das Pfarrhaus eine geschlossene vierstöckige Häuserreihe bis zum Ende der Präsident-Baltz-Straße zu errichten.” (M. Kettel, Festschrift 1970; vgl.: Blätter der Erinnerung 5. 17f.). Die Stadt verfolgte dabei - wie man vermuten darf, ehe die entsprechenden Akten veröffentlicht sind - eine eigene städtebauliche Konzeption: die Präsident-Baltz-Straße sollte durch hohe Häuserfassaden geschlossen werden; das spitzwinklige Dreieck, an dessen kurzer Seite die Christkönig-Kirche liegt, sollte von hohen Häusern umstellt werden. Die Kirche wäre dann für alle, welche die Bismarck-Brücke überqueren, aus dem Blick gewesen. Das städtische Hochbauamt hat im Dezember 1920 zwei gezeichnete Blätter herausgebracht (von Leiber), die sowohl den Straßenplan als auch Ansichten und eine Perspektive darstellen. Die vorgesehene Häuserzeile sollte sogar vier Geschosse plus Mansardegeschoß aufweisen und zum Teil vor die Fassade der Kirche gezogen sein. Architekt Colombo hätte das Pfarrhaus am liebsten mit nur anderthalb Geschossen gesehen. Der Bau der hohen Häuserzeilen unterblieb vorerst, und in der städtebaulichen Entwicklung der 1950er und 1960er Jahre ist dann vor allem auf Grund neuer verkehrstechnischer Planungen der Blick auf die Kirche weitgehend frei geblieben.

Die Außenansicht

Städtebauliche Gesichtspunkte

Die städtebauliche Einplanung der Kirche könnte indessen, von ihrer Turmfassade her gesehen, kaum besser sein. Der Architekt ist der Vorstellung der Stadtverwaltung zum Teil gefolgt und hat eine klare und repräsentative Konzeption entwickelt. Karl Colombo hat die Lage in Richtung auf die den Berg herabkommende Feldmannstraße und ihr Zusammentreffen mit der Talstraße und der Saargemünder Straße und der Straße An der Christkönig-Kirche architektonisch klar erfaßt und - durch die Ausrichtung der Kirche entlang der kleinen Nebenstraße - die große Turmfront regelrecht in Szene gesetzt. Das vorgelagerte Paradies bildet eine - besonders bei der heutigen Verkehrssituation - wohltuende Abschirmung gegen die Straße und schafft zugleich einen kircheneigenen Kommunikationsplatz.

 
Der Baukörper
 

Der Baukörper beeindruckt sowohl durch seine kompakte Gestalt wie durch das Material seiner Außenhaut: es ist ein roter, teils gelb geflammter Sandstein, der in der Art von Buckelquadern, allerdings ohne glatte Randstreifen, gehauen ist. Lediglich die Fenster- und Portalumrahmungen, Gesimse und Blendbogen sind glatt gearbeitet. Kirche, Paradies und Nebenräume stehen auf einem klaren, rechteckigen Grundriß; lediglich das Paradies ist wegen der straßen- und städtebaulichen Situation wie ein Schiffsbug ,,angespitzt”. Aus diesem Rechteck wächst der ganze Baukörper empor, wobei die Seitenschiffe und die die Apsis umgebenden Nebenräume insgesamt wie eine groß angelegte Sockelzone wirken. Die Apsis springt in ihrer Breite gegenüber der Außenflucht des Mittelschiffes um ein gutes Stück zurück und schafft so im oberen Bereich eine wohltuende Gliederung gegenüber der unteren durchlaufenden Zone der Seitenschiffe und Nebenräume. Schiff und Apsis haben eine eindrucksvolle, mächtige, verschieferte Dachfläche mit einheitlicher Firsthöhe, von nur wenigen und kleinen Gauben belebt. Mitten über der Spitze des Apsisdaches erhebt sich dachreiterartig, aber relativ breit, eine verglaste Lichtkuppel. Den besten Eindruck der soeben geschilderten Eigenart des Baukörpers gewinnt man aus dem seitlich hinter der Kirche liegenden Garten oder von der
Straße An-der-Christkönig-Kirche aus.

Der Turm

Der mächtige achtundfünfzig Meter hohe Turm tritt nur zur Hälfte seines Grundrisses vor die Fassade und in den umhegten Freiraum des Paradieses vor, wobei in seiner unteren Hälfte die an sich harte Wirkung des Kubus durch die beiden seitlich angebauten Treppentürmchen - von denen aber nur das linke eine Treppe enthält - gemildert wird. Ehe die kupferne Helmspitze wie ein Obelisk aufsitzt, treppt sich die dort durchbrochene Turmmauer dreimal zurück, wodurch die Mauermasse bereits an der Zuspitzung teilnimmt. Die seitlichen Treppentürme sind im oberen Bereich nach dem gleichen Prinzip gegliedert. Es ist ein Gliederungsprinzip, das der Architektur der 1920er Jahre nicht fremd ist.

Zum Paradies hin ist die Turmfassade durch drei schlanke Blendbogen gegliedert, die unten das dreigliedrige Mittelportal und im oberen Bereich drei Fenster umfassen; dazwischen ist eine in hellem Sandstein gehauene Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes angebracht. Diese Kreuzigungsgruppe wurde von Bildhauer Erwin Haller aus Köln im Modell entworfen und von P. Latterner, Saarbrücken, ausgeführt. Man schwankte einige Zeit, ob die Figuren in Kupfer gearbeitet werden sollten.

Das Mittelgeschoß des Turmes ziert eine in starkem Relief aus hellem Sandstein gehauene, etwa fünf Meter hohe Christkönigfigur, die wohl auch von Latterner nach einem vorgegebenen Entwurf geschaffen wurde. Nach Colombos Vorstellung sollte diese Figur vor einem Goldgrund aus Mosaik stehen. Auf dem Gürtel der Figur ist der Text aus der Apokalypse (Offb 19,16) eingemeißelt: ,,König der Könige, Herr der Herren.” Knapp darunter ist in einem Bogenfeld der Kampf des Greifen gegen die Schlange dargestellt: Zeichen der Überwindung des Heidentums durch das Christentum (1. 10. 28; 4. 10. 28. - Die in Klammern angegebenen Daten beziehen sich auf entsprechende Briefe meist des Architekten; Pfarrarchiv.)

 
Die Seitenportale (im Paradies)

Normalerweise betritt man vom Paradies her die Kirche durch eines der beiden Seitenportale, deren jedes von einem geschmückten Bogenfeld (Tympanon) bekrönt ist. Die Bilder und Schriften in den Bogenfeldern sind in einer eigenartigen Putztechnik (Sgraffito) hergestellt: aus einem schwarzen Putzgrund leuchten die Linien der Darstellung in einem hellen, wie eingelegt wirkenden Gelbputz. Colombo hatte eigentlich an Goldmosaik gedacht (15. 7. 27), das im Dämmer besonders schön wirke (22. 1. 28). Wie es zu diesem Wechsel kam, ist im Moment nicht auszumachen. - Über dem linken Portal ist die Anbetung des Christuskindes auf dem Schoß der Mutter durch die hl. drei Könige dargestellt, denen ein Mönch beigestellt ist. Die Inschrift des Tympanons (Introitus der dritten Weihnachtsmesse) ,,Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt” findet auf dem Türsturz ihre Fortsetzung: ,,auf dessen Schultern Herrschaft ruht; er wird
heißen: Wunderbarer, Ratgeber, Gott, Starker Vater, Vater der Zukunft, Friedensfürst.” - Das rechte Tympanon zeigt in einer ikonographisch merkwürdigen Verquickung den Christus-König als Richter. Auf seiner „guten Seite”, der rechten, befindet sich der hl. Bischof Arnual. Die Inschrift ist der Gerichtsrede Jesu entnommen (Mt. 25,34): ,,Kommt ihr Gesegneten meines Vaters! - Weichet von mir, ihr Verfluchten!” Unverständlich ist in diesem Zusammenhang der in den Türsturz gemeißelte Text (Mt. 21,9) Hosanna dem Sohne Davids”, der der Szene des Einzugs in Jerusalem entnommen ist und gar nicht zur Szene des Weltgerichtes paßt. Der Widerspruch klärt sich - zwar nicht sachlich, aber historisch - auf, wenn man erfährt, daß auf Entwurfszeichnungen Colombos (vom 21. 1. 28; Brief vom 22. 1. 28) hier tatsächlich der Einzug Jesu in Jerusalem dargestellt werden und daß die Inschriften für die Türsturze schon im Steinbruch zu Zabern eingemeißelt werden sollten. Als man dann während der Ausführung das Bildprogramm des Tympanons änderte, blieb der Spruch stehen.

Der Nebeneingang (An der Christ-König-Kirche)

Auf der rechten Seite der Kirche befindet sich ein Nebeneingang, der durch eine zweijochige Rundbogenvorhalle, auf Bündelpfeilern spätromanischer Art ruhend, ausgezeichnet ist. Geflügelte Löwen, in Basaltkuben gebannt, bilden die vorderen Trägersockel. Das Tympanon, aus hellem Sandstein gehauen, enthält eine eigenwillige Darstellung (Zeichnung Colombos vom 21. 1. 28; Brief vom 22. 1. 28). Christus reitet auf einem Pferd, gefolgt von anderen Berittenen (siehe Seite 29). Sein Haupt ist mit vielen Kronen geschmückt; von seinem Mund geht ein scharfes Schwert aus. Am Himmel fliegt der Engel mit dem Schlüssel, der den Abgrund verschließen soll (Apk. 20,1). Der Turm von Babel erinnert an das Widergöttliche in der Welt, die eherne Schlange an das Erlösungsopfer Christi. Der der Darstellung zu Grunde liegende Text ist der Apokalypse entnommen (19,11-16): ,,Ich sah den Himmel offen, und siehe da: ein weißes Roß. Der auf ihm saß, heißt der Treue und Wahrhaftige. Er richtet und kämpft in Gerechtigkeit. Seine Augen leuchten wie Feuerflammen. Auf seinem Haupte trägt er viele Kronen und einen Namen darauf geschrieben, den niemand kennt als er allein. Er ist mit einem blutgetränkten Gewande bekleidet. Sein Name ist „Wort Gottes...Die himmlischen Heerscharen folgten ihm in glänzend weißem Linnen auf weißen Rossen. Aus seinem Munde fährt ein scharfes Schwert .. .“ (vgl. Blätter der Erinnerung, Abb. 5. 11: Entwurfszeichnung zum Tympanon). Nach der etwas summarischen Künstlerangabe in den ,,Blättern” müßte das Relief von Erwin Haller in Köln entworfen und von Latterner, Saarbrucken, ausgeführt sein. -Der Darstellung des triumphalen Sieges auf dem Tympanon entspricht im Innern der Kirche eine Darstellung über demselben Portal: die schmerzhafte Mutter mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß. Es sind die zwei Seiten desselben Erlösungsvorganges.

Das Paradies

Das der Kirche vorgelagerte Paradies erfüllt formal und funktional mehrere Aufgaben. Es schützt den Eingangsbereich gegen den Straßenverkehr und schafft eine Zone relativer Ruhe. Zugleich dient es bestimmten Zeremonien (wie etwa dem Osterfeuer oder auch Prozessionen) und ist ein Treffpunkt der Gläubigen vor
und nach den Gottesdiensten. Seine Form als offener Hof mit umlaufender Arkadenhalle gibt Schutz vor der Witterung und ist zugleich wegen seiner vielfältigen Durchblicksmöglichkeiten von außergewöhnlichem architektonischen Reiz. Indessen ist die Abschirmung nach Außen nicht absolut; Portale und Fensteröffnungen vermitteln zum Straßenraum. Der Bodenbelag aus unregelmäßigen Sandsteinplatten mit hier und da eingelegten Symbolen steht in lebendigem Kontrast zur Regelmäßigkeit und Strenge der Architektur und bestimmt so die künstlerische Gestalt des Paradieses wesentlich mit. Die eisernen Portalgitter in geraden und geknickten Formen - typisch für die Zeit - sind mit kreisförmig eingefaßten Symbolen geschmückt. Der Grundriß des Paradieses ist ein Fünfeck, wodurch die problematische Kurve und Winkelstellung der
Straßenführung geschickt aufgefangen wird. Die bugartige Knickung der Vorderwand, wodurch das Fünfeck erst entsteht, ist im Inneren des Säulen- und Arkadenhofes kaum wahrnehmbar: durch ein Hereinziehen der mittleren Doppelsäulenstellung nähert sich die Arkadenfolge im Grundriß eher einem Kreissegment, als daß die Knickung ausgedrückt würde. Der am ,,Bug” des Paradieses aufgestellte Engel (Angelus = Bote) kündet die Botschaft des Christkönig-Geheimnisses an: ,,Dicite Filiae Sion” - sagt es der Tochter Sion! (Isaias 62,11)