Pfarrgemeinde Christkönig
 

 

Weihnachtswort 2003 von Pastor Rudolph

Weihnachtswort 2003
Liebe Pfarrangehörige, liebe Leser,

mein Weihnachtswort beginnt mit einer Aufforderung aus einer Seite mit Weihnachtsschnipseln als Anregung zur Pfarrbriefgestaltung:

"Wir feiern Jesu Geburtstag, feiere mit!"

Das bringt kurz und knapp auf den Nenner, um was es geht: In der Geburtstagsrunde Jesu Platz zu nehmen - mit all dem, was dazu gehört, die Vorbereitung (dazu gehört auch das Geschenk Aussuchen und der Beitrag zum Festtagstisch), aber auch meine eigene Bereitschaft, mich auf den Weg zu machen und mit anderen zu treffen, den Tischnachbarn und all den anderen Menschen, die zum Fest gehören.
Der frühere Bischof von Innsbruck, Reinhold Stecher, macht bildhaft griffig besonders auf die Aufräumaktion des eigenen Herzens aufmerksam, die vorausgehen sollte:
"Ich würde vorschlagen, anlässlich des sanften Festes mit einer Sperrmüllaktion des eigenen Herzens zu beginnen ...
Wir schichten Barrikaden auf, die den Weg zum andern blockieren. Wir errichten Straßensperren gegen Einzelpersonen und Gruppen ...
Diese gar nicht leichte Aufräumungsarbeit wäre mehr als eine vierundzwanzig Stunden dauernde sanfte Weihnachtsstimmung.
Vermutlich ginge diese Sperrmüllaktion in den Herzen an die Wurzeln vielen Unfriedens in der Welt."

Der Bischof von Limburg, Franz Kamphaus beleuchtet kurz und knapp die eigentümliche Tiefe der Begegnung bei dieser Geburtstagsfeier: "Gott begegnet uns in Augenhöhe."
Das kann wie eine Überschrift über unseren Weihnachtsgedanken, Weihnachtsmeditationen, Weihnachtsgesprächen, über unseren Weihnachtsgebeten und unserem Weihnachtsgesang stehen: Ich stehe Gott gegenüber wie einem anderen Menschen, wie mir selbst.

Wer bin ich also? Ich, der ich bei der Geburtstagfeier Platz nehmen will? Wer nimmt neben mir Platz?

Zu der Geburtstagsgeschichte Jesu, wie sie die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas überliefern, gehören viele Menschen. Manche werden direkt mit Namen erwähnt, manche stecken ungenannt hinter den Ereignissen, die sie teilweise mitbestimmen.
Wenn wir den Geburtstag Jesu feiern, wird es auch um sie gehen, wie es ja bei Geburtstagsgesprächen auch üblich ist: "Weißt du noch, wie damals ..." Was wird dabei in mir selbst wach?

In mir steckt Kaiser Augustus, der plant, organisiert, der alles in den Griff bekommen will.

In mir steckt der Herbergsbesitzer, der sich um Gäste bemüht, der mit Recht verdienen will und der manchmal ausgebucht ist.

In mir steckt der Hirte, der sich durch das Leben schlägt, oft "draußen" ist, der in die Nacht hineinhorcht.

In mir steckt Herodes, der geschickt taktiert, sich arrangiert, seine Macht ausbaut und manchmal auch voller Angst verteidigt.

In mir steckt der Schriftgelehrte, der sich fromm in die Tradition vertieft, belesen ist, um Bethlehem weiß, aber nicht hingeht.

In mir steckt der Sterndeuter, dem das Zuhause zu eng wird, der auf Gott gestoßen ist und sich voller Sehnsucht nach ihm auf den Weg macht.

Und Maria? - Und Josef? - Und das Kind in der Krippe?
Jesus, Menschgewordener Gottessohn, Kind in der Krippe, sei auch du in mir. Du bist Mensch geworden, um ja zu sagen zum Menschen, auch zu mir. Verwandle mich durch deine herzliche Güte, damit ich Mensch in der Hand Gottes werde, und deine Liebe zu mir und zu allen mein Leben prägt.

Ein gesegnetes und frohes Geburtstagsfest Jesu!
Pastor P. Rudolph